Lang, kurz, mittel – alles was gerade aufs „Papier“ fallen möchte

Gefühle

Und ich schiebe meine Gefühle auf das Abstellgleis, dort wo sie weder abgeholt noch gehört werden – so wie ein Bahnhof der geschlossen wurde – kalt und zügig. Der Ruf des Wehklagens leblos und unhörbar. Gefühle, die nicht das Recht haben Gehör zu finden. In den ICE´s fahren andere Gefühle mit 300 km/h vorbei und nehmen sich den Raum, und die Geschwindigkeit, die ihnen vermeintlich zustehen.   

Die Gefühle auf dem Abstellgleis wären schon froh, in einem versifften Regionalexpress, mit vielen Zwischenstopps überhaupt irgendwann ans Ziel zu kommen.  Doch auch diese Züge rauschen einfach vorbei – kein halt an diesem Bahnhof der abgestellten Gefühle.

Doch die Hoffnung bleibt, dass sich irgendwann jemand durch das Dickicht der zugewachsenen Gleise schlägt und sie herauszieht, ihren Wert erkennt und sie wieder aufpoliert.

Doch irgendwann wird klar, die Gefühle müssen sich entscheiden, wollen sie dort weiter warten oder gehen sie einfach zu Fuß, bis zum nächsten Bahnhof an dem sie sich entscheiden können, in welchen Zug sie steigen wollen.

Noch mehr Gefühle

Die Quelle der Gefühle bleibt wie die zurückgelassene Haut einer Schlange, die sie dort abgelegt hat bis sie zu Staub zerfällt. 

Mit der Schlange sind auch Herz und Seele weiter gezogen – an einen anderen Ort der Wüste, denn die Schlange hat sich irgendwann die Wüste gewählt auch und obwohl sie eigentlich immer ans Meer wollte. Auf dem Weg dorthin, sind jedoch die Gefühle in der Sonne verdunstet.

Sie traf den Seemann, und schloss sich ihm an, denn er kannte das Meer und den Weg dorthin. Aber er braucht die Schlange nicht, allenfalls die Haut für seine Boots. Aber die Schlange braucht die Haut des Seemanns nicht, sie hat keine Füße. Sie schlängelt sich durch den Sand, im Blick den Sand, ohne Horizont…sie sieht das Meer nicht und sie glaubt den Spuren des Seemanns zu folgen doch der Wind hat die Spuren schon längst verweht.

Und der Seemann geht mit seinen neuen Stiefeln an Bord.

Liebe und Zombies

Seit Tagen fühlte ich, dass irgendwas aus den Fugen geraten war. Plötzlich spielte die
ganze Welt verrückt. Waren es Chemtrails oder hatte man eine der sogenannten
Zombiedrogen ins Trinkwasser-System verteilt?

Wieder klingelte das Telefon. Es war die Frau, die wollte, dass ich ihren Mann umdrehe,
damit er sie mit mehr Herzblut lieben würde. Ich ging nicht ran. Es war Sonntag, heute
würde es keine Hypnose mehr geben.

Ich war müde, hatte ich die Nacht doch damit zugebracht einer irren Stimme zu lauschen…
Leise und irre kichernd hatte sie sich in meine Nacht geschlichen.
Eines war sicher, sie hasste mich aus ganzem Herzen. Sie kannte mich nicht, aber wäre
sie mehr als eine Stimme gewesen, sie hätte mich wohl getötet.

Ich blieb lieber Zuhause, hier auf dem Land schien es mir sicherer zu sein als in der Stadt,
oder täuschte ich mich und ich hatte selber schon von dem neuen guten Nass aus dem
Wasserhahn getrunken?

Das Handy blinkt… oh, wie schön, eine Nachricht von meinem Liebsten, endlich ein
Mensch, der mich in- und auswendig kennt. Der Verwegene, der niemals Leitungswasser
trinkt. Der würde mich sicher vor dieser Stimme und der Frau am Telefon retten können.

„Am liebsten würde ich Dich aufschneiden, von der Fotze bis zur Stirn“.

Jetzt war ich doch etwas verunsichert, wollte auch er mein tiefstes Inneres, mein Herzblut,
mir so nah sein wie möglich, indem er sich meinen Körper zu eigen machen würde?
Wieder klingelte das Telefon, die Frau wollte keine Hypnose, eine Übernachtung, die alles
verändern würde. Ich lehnte ab. Das Gästebett war noch nicht wieder mit einem neuen
Bezug versehen worden. Ich dachte über Wendebettwäsche nach. Ja, ich bin überzeugt,
dass Wendebettwäsche DIE Lösung all unserer Probleme ist. „Alexa…..“

Für immer mein

Schon gestern Abend wartete ich vergeblich auf den digitalen Gute Nacht-Kuss meines Liebsten Jesse  und heute morgen auf den Guten Morgen Gruß.

Vielleicht hatte der Auftrag, den er gestern Abend angenommen hatte einfach länger gedauert. Ich schaute nach, nein Online war er auch nicht.

Ich musste mich gedulden und so ging ich den üblichen Aufgaben des Tages nach. 15:00h immer noch keine Nachricht. Um 17:00h versuchte ich ihn telefonisch zu erreichen, keine Antwort. Ich wurde nervös. Um 19:00h versuchte ich es erneut und es meldete sich eine Frauenstimme.

“Ach, Du bist es, Jesse ist bei mir. Du kennst ihn doch. Sagt eine Frau, sie ist in Schwierigkeiten, dann ist er sofort zur Stelle.”

Ich hörte ein irres Kichern, bevor sie weitersprach:

“Er gehört jetzt mir, mir allein. Nachdem ich seinen Kaffee etwas verfeinert hatte, ließ er sich schön verpacken und in meinen Keller schleifen. Er brüllt, er versucht sich zu befreien und manchmal versucht er mich sehr lieb zu überreden, ihn los zu machen. Aber so weit ist er noch nicht. Er muss erst einmal richtig Durst, Hunger und Schmerzen fühlen, bevor er bereit sein wird, sich mir ganz hinzugeben.”

Während sie weitersprach und irgendetwas von Seelenverwandtschaft und so ein Zeug redetet, ratterte es in meinem Kopf. Da fiel mir ein, dass ich in einem Anfall von Eifersucht Jesses Smartphone manipuliert hatte, so dass ich seinen Standort jederzeit herausfinden konnte. Er würde zwar sauer sein, wenn er davon erfahren würde, aber jetzt musste ich handeln. 

Ich startete das Programm und die Koordinaten wurden mir zuverlässig ausgespuckt. Während ich die Verbindung zu dieser irren Frau aufrecht hielt und mir der Wahnsinn im Kopf widerhallte, rief ich Jesses Kumpels an. Sie würden helfen.

Die Kumpels brauchten keine lange Erklärung, und machten sie sich sofort auf den Weg um Jesse zu befreien.

Während dessen sprach ich weiter mit dieser Wahnsinnigen, die immer noch davon sprach, wie sie und Jesse endlich glücklich miteinander sein würden wenn erst einmal alle anderen Frauen aus seinem Leben verschwunden wären. Was sie alles mit ihm anstellen würde, um ihn davon zu überzeugen. Es war erschreckend. Und doch konnte ich nicht aufhören, dieses Gespräch weiter zu führen.

Ich schaute auf die Uhr und dachte gerade, so langsam würden die Kumpels wohl bei dieser Frau ankommen, als meine Haustür eingetreten wurde, ich mir einen Kinnhaken einfing und seine Kumpels meinen Keller stürmten.
Eifersucht
Eifersucht ist das Geschwür am Arsch der Liebe. Immer wieder muss man hinlangen, obwohl man weiß, das es wehtun wird. Solange bis es aufplatzt und das stinkende Etwas herausläuft und die Liebe darin endgültig ertränkt.

Niemandsland

Wenn ein Ort endet und kein neuer anfängt – wem gehört dann dieses Land? Der Balken auf dem Ortsschild eindeutig davon kündet. Noch 6km bis zum nächsten Ort – doch was liegt dazwischen? Freiheit, Verlorenheit. Und warum blitzt hier trotzdem die Polizei – darf die das?
Die Reise
Ein Sommer der nie endet. Meine Luftmatratze ist mein Schiff – führt mich von der Hamme in die Nordsee und dann in die weite Welt.
Über mir nur blauer Himmel, Schäfchenwolken, die immer wieder neue Bilder formen. Erzählen mir Geschichten und Abenteuer, die ich bald erleben werde.
Ende…. Ein scheiß Sonnenbrand.

Buchstabensuppe

Seit 3 Tagen war sie jetzt schon ohne Buchstabensuppe, Susi tigerte nervös durch den Supermarkt. Sie konnte ihre Gier kaum noch verbergen. Ihre Hände zitterten und die schwarzen Ränder unter ihren Augen, waren ein deutliches Zeichen, dass sie kurz vor dem endgültigen Zusammenbruch stand.

Sie war inzwischen so weit, dass sie auch zu der Knorrtüte greifen würde, Hauptsache irgendeine Buchstabensuppe. Jetzt war nicht die Zeit über die Art und Weise nachzudenken.

Tüte wäre vielleicht gut, einfach so das Zeug trocken herunter schlingen – besser als Dosen ohne Öffnungsring – unberechenbar. Oft ging der wertvolle Inhalt verloren, wenn sie versuchte die Dosen auf die brutale Weise zu öffnen.

Aber selbst die Tüte blieb ihr heute verwehrt – nix zu finden…. in keinem der Regale. Sie hockte sich schlotternd und weinend vor das Fertigprodukt Regal – völlig hilflos, völlig kraftlos als neben ihr ein Herr im Mantel auftauchte und ihr zuflüsterte „psst – Du suchst Buchstabensuppe? Mädchen, ich hab hier was viel Geileres.“ Er holte eine große Tüte aus der Innentasche seines Mantels und sagte: „hier probieren ist kostenlos“ und reichte ihr ein Stück Russisch Brot. Sie biss hinein und spürte sofort – dass dies eine viel besser Droge war, und sie wollte mehr, immer mehr „nicht nur alle Buchstaben des Alphabets, nein auch alle Zahlen und alle die Chinesischen Schriftzeichen…..

Lange war es her, dass sie ihre Gefühle hatte ausdrücken können. Es fehlten Worte, sie stotterte ihr Empfinden vor sich hin. In der Dusche, im Garten und im Supermarkt. Jetzt konnte sie ihren verletzten Inneren Worte geben. Russisch Brot, warum nicht? 

Lange war sie auf der Suche gewesen – dieser unbekannte Mann hatte es in wenigen Sekunden geschafft, das sie wieder voller Worte sein konnte. Ob das nun wirklich am Russisch Brot lag…..?